Expertenecke 10.10.2006 – Vergleich WM-Fan-Feste

Auf der WM Tour 2006 hat R-K-T diverse Fan Feste besucht. Dabei fielen uns die extremen Unterschiede auf, die es zwischen den Festen gab. Wir haben anhand einiger Kriterien die Differenzen herausgearbeitet.

Nürnberg:
Das Fan Fest Nürnberg war schlecht. Ein staubiger Platz mit zwei Leinwänden, von denen nur eine zur Übertragung der Spiele genutzt wurde. Die andere war lediglich für die Werbepause vorgesehen – auch wenn dadurch eine Menge mehr Leute hätten besser sehen können.
Schatten suchte man vergeblich. Auf dem gesamten Areal, das für rund 40.000 Zuschauer eingerichtet war, gab es jedoch nur zwei Getränkestände in Leinwandnähe. Essensstände waren dort überhaupt nicht aufgebaut. Das Bier kostete € 3,50.
Zum Fan Fest gelangte man auf einer von Hitlers Prachtstraßen vorbei an mehreren „Erinnerungen“ an die Zeit des Dritten Reiches- was sich im Angesicht der Iraner, Mexikaner und anderen Fußballfans zu Gast bei Freunden wirklich gut machte.
Gesamtnote 5

Stuttgart:
Das Fan Fest Stuttgart war von der Lokalität her sehr viel günstiger gewählt. Auf dem zentralen Schlossplatz war ein Bereich für rund 50.000 Fußballbegeisterte abgegrenzt worden. Der Zuschauerbereich war umgeben von Getränke- und diversen Essensständen. Die Auswahl war umfangreich, das Bier aber mit 4 Euro auch sehr teuer. Neben einer Riesenleinwand gab es diverse kleinere, wodurch fast alle gut sehen konnten.
Leider kam da noch ein großer Minuspunkt: die Toiletten waren außerhalb des Sicherheitsbereichs aufgestellt. Dies bedeutete, dass man sich aus zu wenigen Ausgängen rausdrängeln musste, um das Bier wieder los zu werden. Hinzu kommt, dass es keine Garantie gab, dass man auch wieder hineinkam, da man sich normal wieder anstellen musste. Die Konsequenz wurde beim Spiel Deutschland gegen Polen deutlich. An diesem heißen Tag war es das letzte Spiel des Tages, an dessen nächsten Tag in Württemberg auch noch ein Feiertag war. Somit war der Platz bereits nachmittags wegen Überfüllung geschlossen worden. Die Ausgänge reichten kurz vor Spielbeginn nicht aus, um den Strom der Zuschauer zu fassen; somit nutzten zumindest die Männer die Schlosswand.
Gesamtnote 3-

München:
Das Fan Fest in München war zwar nur für 35.000 Zuschauer ausgelegt, aber es zeigte sich, dass weniger mehr sein kann.
Der Bierpreis lag mit 3,80 Euro im Mittelmaß. Dieses gab es, wie auch eine große Auswahl von Speisen, vor dem Viewing-Bereich. Auch die Verklappungsmöglichkeiten waren zahlreich und nah.
Die Leinwand war auf dem See im Olympiapark aufgebaut und die Zuschauerränge waren terrassenförmig angelegt. Leider war zwischen den einzelnen Ebenen die Schräge etwas zu steil, so dass man krampfhaft versuchte, sich auf seinem Platz zu halten, anstatt auf das Spiel zu achten. Die Sicht war trotz nur einer Leinwand gut.
Gesamtnote 3

Berlin:
Die Berliner mussten mal wieder über die Stränge schlagen. Es war kein Fan Fest, sondern eine Fan Meile, die zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule zum gemeinsamen Fußball schauen einlud. Gesäumt wurde die Straße von diversen Essens- und Getränkeständen. Leider mussten wir feststellen, dass trotz der großen Auswahl von Gerichten und Vielzahl von Ständen die Qualität unter aller Kanone war. Das chinesische Essen schmeckte nur nach Glutamat, der Döner war einkalt, die Bratwurst schmeckte nach gar nichts und die türkische Pizza war neben dem Kilo Salz auf der Füllung im Ofen so lange nachgewärmt worden, dass sie komplett schwarz verbrannt war.
Das Bier lag mit 3,50 eher am unteren Ende der Spanne, schmeckte aber auch leicht verdünnt. Toiletten waren vor Ort und waren offensichtlich sehr wertvoll, da sie nicht, wie man es sonst kennt von Klofrauen, sondern von muskelbepackten Türstehern „bewacht“ wurden. Diese knöpften einem einen Euro ab. Dafür konnte man sich an einem zentralen Punkt nach kurzem Anstellen auch die Hände waschen.
Das richtig geniale waren die Leinwände. In regelmäßigen Abständen waren acht Leinwände über der Meile aufgebaut, so dass man auf der gesamten Straße gut sehen konnte.
Gesamtnote 3

Hamburg:
Das Hamburger Fan Fest hat uns am besten gefallen. Und das nicht nur, weil wir Hamburger sind. Nirgends sonst, hat man diese coole Aneinanderreihung von Zelten gehabt, in denen es möglich war, über die teilnehmenden Länder mehr zu erfahren. Sei es Getränke, Speisen oder Möglichkeiten für den nächsten Urlaub.
Ein weiteres Highlight waren die Becher, die in mehreren Sprachen gestaltet waren. Wie später zu lesen war, entwickelten sich diese zu wahren Sammelobjekten – trotz des Pfandes.
Das Bier war mit 3,80 im Mittelfeld. Während des Deutschland-Spiels war zwar an ein Holen von Getränken nicht zu denken, was bei über 70.000 Menschen nicht verwundert.
Es gab zwei Areale, auf denen Fußball geschaut werden konnte. Somit hat man vermieden, dass sich alle auf einem Fleck sammelten und die Sicht des Einzelnen wurde verbessert.
Die Toiletten waren zu weit von den Leinwänden entfernt und kosteten Kohle.
Gesamtnote 2